Sigi Finkel

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scenes & places

 

 

Das Spiel im Duo gilt im Jazz als eine ganz besondere, intime Form. Da darf man sich keinen
Fehler leisten, absolute Konzentration ist oberste Pfl icht. Um wie viel intimer ist da ein
Solokonzert, eine Solo Performance ?!
Der 1960 in Günzburg in Deutschland und seit 1982 in Wien lebende Saxophonist, Flötist
und Komponist Sigi Finkel wagte, was nicht viele wagen, nämlich eine Soloeinspielung,
und überzeugt damit nicht nur, er legt damit auch ein Meisterwerk hin.
Finkel ist einer der vielseitigsten Musiker, gleichzeitig verfügt er über einen eigenen Ton,
man erkennt ihn sofort, egal ob er ein Solo in einer Big Band spielt oder im Duo.
Die jetzt vorliegende CD „Scenes and Places“ kann als Essenz der vielen Musikarten gelten,
mit denen sich Sigi Finkel in all den Jahren beschäftigt hat.
Das reicht von arabischer über afrikanische Musik zum Flamenco, vom freien Spiel bis zum
erdigen Groove. Finkel beherrscht das alles, Gags sind ihm unwichtig, wichtig sind ihm die
musikalischen Ausdrucksformen und die Möglichkeiten, die diese bieten. Wenn Finkel sich mit
anderen als westlichen Stilen auseinandersetzt, dann gründlich, nie oberfl ächlich.
Zahlreiche Produktionen und viele Konzerte beweisen das immer wieder.
Gespielt hat er auf allen Erdteilen, mitgenommen hat er dabei immer was, etwas, was jetzt in
ihm drinnen steckt.
Und das raus will. Und das ist hier so wunderbar gelungen: das Spiel mit sich selbst. Mit Hilfe
von Overdubs werden aus einer Stimme mehrere, entsteht ein Dialog mit sich selbst. Der
Zuhörer kann den faszinierenden Entstehungsprozess unmittelbar miterleben, einer inneren
Stimme, einer auftauchenden Leitlinie folgend.
In Kategorien darf man dabei nicht denken. Und das ist auch gut so. Man muss sich von der
Musik Finkels tragen lassen, sich fortschwemmen lassen von diesem famosen Gebilde aus
Saxophonen, Flöten und Kalimbas. Man muss sich hingeben und träumen.
Durch den Dialog mit sich selbst lässt Finkel in anderen, den Zuhörerinnen und Zuhörern,
Bilder entstehen, kraftvolle oder pastellfarbene. Was jeder da als Hörer gleichsam in sich selbst
wieder ‚sieht’ liegt an jedem Einzelnen. Sigi Finkel ist mit dieser CD eines gelungen, wozu man
ihm gratulieren muss: durch seine musikalischen Bilder entstehen neue, in jedem von uns, der
sich entspannt dieser Musik hinzugeben vermag.
Chapeau!

Herbert Uhlir, ORF -Jazzredaktion